Am vergangenen Freitag (24.01.2025) wurde die traditions- und erfolgreiche Vortragsreihe des Fördervereins im Dörfergemeinschaftshaus „Alte Schule“ fortgesetzt.
Als Referent für das brandaktuelle und hochinteressante Thema „Operationsplan Deutschland – Der Weg zu mehr gesamtgesellschaftlicher Resilienz“ war der Chef des Stabes des Landeskommandos Hamburg, Herr Oberstleutnant Jörn Plischke, gewonnen worden.
Nachdem er vor den über 40 Anwesenden sich selbst und seine Dienststelle kurz vorgestellt hatte, ging er in einem sehr anschaulichen und detaillierten Impulsvortrag auf die sicherheitspolitische Lage in Deutschland und Europa seit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine ein.
Frieden und Freiheit seien bisher oft synonym verwendet worden, es sei aber unausweichlich, dass Freiheit im Falle einer Bedrohung von außen täglich neu erkämpft werden müsse. „Wir müssen an einen Aggressor die deutliche Botschaft senden, dass wir uns unsere Freiheit nicht wegnehmen lassen.“ Das bedeute letztendlich, dass Deutschland und seine Bevölkerung gewappnet sein müssten gegen Bedrohungen von außen.
Mit diesem Ziel sei der sogenannte Operationsplan Deutschland (OPLAN DEU) entwickelt worden. Dieser Plan zeige auf, wie auf die Bedrohung unserer Freiheit zu reagieren sei. Das bedeute nicht nur u.a. mehr Personal und Material für die Streitkräfte, sondern auch Vorhalten bzw. Optimierung von Infrastruktur, Eisenbahn, Straßen, Brücken, Flugplätzen, etc. hinsichtlich der zentralen Frage, wie ein solcher Krieg zu gewinnen sei. Es gebe den ganz klaren Auftrag des Generalinspekteurs der Bundeswehr an alle Soldaten, ihr Handeln darauf auszurichten, dass Europa ab dem Jahr 2029 ein Krieg aufgezwungen werden könnte.
Diese doch sehr deutlichen Aussagen erzeugten eine erkennbare Betroffenheit im Publikum. Nach einem kurzen Moment der Stille entwickelte sich wie gewünscht eine lebhafte Diskussion mit der engagierten Zuhörerschaft, in der viele Facetten dieser Problematik beleuchtet wurden.
Der OPLAN DEU sei zunächst ein rein militärisches Dokument, ein ziviles Gegenstück gebe es (noch) nicht. Vor dem Hintergrund bereits jetzt permanent stattfindender Drohnenüberflüge über empfindlicher Infrastruktur in Deutschland, Anschlagsplanungen auf Einrichtungen der Bundeswehr und der NATO sowie Planungen von Angriffen auf Wirtschaftsgrößen dürfe die zivile Verteidigung jedoch auf keinen Fall Opfer von Zuständigkeitsdiskussionen werden.
Die Politik sowie die zivile Verwaltung aller Ebenen sei gefordert, Leistungen, Infrastruktur, etc. vorzuhalten, um die gesamtstaatliche Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit von Staat, Verwaltung, Wirtschaft und Bevölkerung im Falle eines Angriffs sicherzustellen bzw. zu erhöhen.
Dazu könne auch jeder Einzelne seinen Beitrag leisten durch ehrenamtliches Engagement z.B. bei Feuerwehren, THW und anderen Hilfsorganisationen sowie durch die Bevorratung von Lebensmitteln und das Vorhalten von netzunabhängigen Kochstellen, Stromerzeugern, etc.
Hierzu gebe der „Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen“ des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe wertvolle Hinweise. Darüber hinaus empfehle er dringend, Warn-Apps wie NINA oder BIWAPP auf dem Smartphone zu installieren.
Im Zusammenhang mit der Umsetzung des OPLAN DEU entständen zwangsläufig auch Fragen nach Truppenstärke, Kräfteaufwuchs und Wehrpflicht, ohne die ein Anwachsen auf die erforderliche Truppenstärke wohl nicht darstellbar sei. Für den militärischen Heimatschutz sei nach seiner Bewertung mindestens ein Heimatschutzregiment pro Bundesland erforderlich.
Es sei eine Kernaufgabe der 16 Landeskommandos, auf Länderebene vor dem Hintergrund der weltpolitischen Lage das Bewusstsein zwingend erforderlicher Maßnahmen im Bereich auch der zivilen Verteidigung zu vermitteln. Insbesondere die norddeutschen Bundesländer hätten für diese Problematik ein offenes Ohr. Ihnen sei bewusst, dass Deutschland im Falle eines Krieges an der NATO-Ostgrenze zu einer bedeutenden Drehscheibe für Personal und Material werde. In der Hansestadt Hamburg sei z.B. eine eigene Abteilung für den Zivilschutz aufgebaut worden. Auch viele (für den Katastrophenschutz originär zuständige) Landkreise seien bereits dabei, in ihren Verwaltungen zusätzliche Kräfte aufzustellen – so auch der Landkreis Heidekreis. Man dürfe aber nicht aus den Augen verlieren, dass letztendlich auch jeder einzelne Bürger sich selbst vorbereiten müsse.
Zusammenfassend konstatierte J. Plischke, dass das „Goldene Zeitalter“ von 80 Jahren in Frieden und Freiheit anscheinend leider vorbei sei. Es sei vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Lage unausweichlich, verzugslos die angesprochenen Maßnahmen der militärischen und der zivilen Verteidigung in Angriff zu nehmen. Er sei der festen Überzeugung, „dass Deutschland das hinkriegt!“
Nach wirklich umfassender Beantwortung aller vorhandenen Fragen bedankte sich Reimund Jochheim als 1. Vorsitzender des Fördervereins für den hochaktuellen und engagierten Vortrag bei Oberstleutnant Plischke. Für dessen persönliche Notfallbevorratung überreichte er eine Flasche Wein. Außerdem übergab er ein Exemplar der Dorfchronik, in der ja letztendlich auch dargestellt wird, dass Trauen auf dem Weg zur Erhöhung seiner Widerstandsfähigkeit schon viele Schritte gegangen ist.